Kurze andeutende Anmerkungen zu Béla Bartóks Harmoniesystem:

Der Quintenzirkel ist eine Art, die Chromatik (die 12 Töne) zu gruppieren, die die abendländische Musik der letzten Jahrhunderte bestimmt hat. In der Neuen Musik, die zu tonaler Indifferenz neigt (und in der sich die Dissonanzen emanzipiert haben), eignen sich für die Gruppierung der Chromatik gleichstufig distanzierte Aufteilungen der Oktave. Bei 12 gleichen Teilen ergibt sich Chromatik, bei 6 gleichen Teilen eine Ganztonskala, bei 4 gleichen Teilen ein verminderter Akkord, bei 3 gleichen Teilen ein übermäßiger Dreiklang, bei 2 gleichen Teilen ein Tritonus (Bestandteil des verminderten Akkords).
Bei der Zuordnung der Hauptfunktionen (T - Tonika, D - Dominante, S - Subdominate) zu jedem Ton des Quintenzirkels lässt sich folgende Verteilung erreichen (Beispiel in C-Dur):
C (T), G (D), D (S), A (T), E (D), H (S), Fis (T), Db/Cis (D), As/Gis (S), Es/Dis (T), B/Ais (D), F (S).

Bartók scheint in diesem System Achsen zu bilden. Auf der Tonika-Achse bilden c und fis (Hauptast) sowie a und es (Nebenast) funktionsgleiche Gegenpole, auf der Dominantachse g und des sowie e und b, auf der Subdominantachse d und as sowie h und f.

Eine weitere Gruppierung taucht in Bartóks Werken auf:
C (T), D (S), E (D), Fis (T), As (S), B (G).

So ist Bartóks Harmonik einerseits nicht zuletzt klanglich innovativ, und andererseits ist sie nach wie vor prinzipiell funktional.

 

(Genauer nachzulesen bei: Erno Lendvai. Das Achsensystem. In: Bence Szabolcsi. Béla Bartók - Weg und Werk, Schriften und Briefe. Leipzig 1957, S. 91ff.)

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