Der Bildungstheoretiker Wolfgang Klafki, der Bildung als selbsttätig erarbeiteten und personal verantworteten Zusammenhang der Fahigkeiten Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität versteht, entwickelte fünf grundlegende Kategorien einer didaktischen Analyse, die nach wie vor überzeugen:

  1. Exemplarität (Erschließung eines Allgemeinen aus dem Gegenstand oder Thema)
  2. Gegenwartsbedeutung (Wert des gewählten Gegenstandes im Leben der Schüler)
  3. Zukunftsbedeutung (kann nur angenommen werden)
  4. Struktur (übergreifende Zusammenhänge)
  5. Zugänglichkeit (konkrete Motivation oder Anschaulichkeit)

Neuere didaktische Konzepte wie Offener Unterricht (Schülerorientierung, offenes Curriculum), Freiarbeit, Projektunterricht (Handlungsorientierung bzw. Lernorientierung des Handelns), fächerübergreifender Unterricht und entdeckendes Lernen bereichern den Pool von Möglichkeiten, Unterricht abwechslungsreich zu gestalten und flexibel zu bleiben.

Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt: Gerecht soll er sein, der Lehrer, und zugleich menschlich und nachsichtig, straff soll er sein, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Defizite ausgleichen. Suchtprophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzige.
Mit einem Wort: Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielorten ankommen.

Prof. Dr. Müller-Limmroth Zürcher Weltwoche", 02.06.1988)

Jedes im schulpflichtigen Rahmen fehlende Angebot und jede Angebotsminderung könnte als einer Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts gleichkommend angesehen werden. Dies gilt insbesondere für künstlerische Fächer, die kaum mehr in Kombination, sondern sich gegenseitig ausschließend zur Wahl stehen.

Lernen in Gemeinschaft und Gemeinschaftsbegriff

Die Aufgabe der Schule ist das gemeinsame Lernen. Die Möglichkeit des individuellen bzw. einzelunterrichtlichen Lernens ist im (Hamburgischen) Schulgesetz nicht vorgesehen bzw. nur zum Zwecke der besseren Förderung des einzelnen Schülers.


Dies birgt vielleicht Nachteile, impliziert jedoch auch die elementare Erfahrung, dass das Leben in Gemeinschaft, als Zusammenleben stattfindet und funktioniert. Gemeinschaft wird zudem als diejenige soziale Lebensform angesehen, in der sich die Persönlichkeit am besten entfalten kann. Daher fordert das (Hamburgische) Schulgesetz für die Verwirklichung des Bildungs- und Erziehungsauftrages der Schule grundsätzlich eine Gestaltung des Schulwesens, die gemeinsame Erziehung und gemeinsames Lernen von Kindern und Jugendlichen in größtmöglichem Maße ermöglicht und fördert.

Was heißt aber gemeinsame Erziehung bzw. Erziehung in Gemeinschaft?
In der Soziologie wird mit dem Begriff Gemeinschaft ein sozialer Zustand beschrieben, der auf innerer Verbundenheit der Mitglieder beruht. Ein irgendwie geformtes soziales Aggregat kann also auf Grund des Gefühls der Zusammengehörigkeit unter den Mitgliedern eine Gemeinschaft werden. Die zu Grunde liegende Bindung hat zumeist irrationalen Charakter - Vertrauen ist ein vorzüglicher Garant für Gemeinschaft. Zum Wesen sich entfaltender Gemeinschaftsbildung gehört zudem eine soziale Auswirkung, ein auf ihr beruhendes Zusammenleben von Menschen, welches bedingt ist durch aktive Gestaltung und gemeinsame Erfahrung. Entscheidend ist der Erlebnischarakter der Gemeinschaft. Aufgabe und Chance jedes Einzelnen ist dabei, das Ichbewusstsein über die Grenzen der eigenen Person hinaus zu erweitern.

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