Parker und Gillespie verschafften Miles Davis in New York genau, was er sich erhofft hatte: Zugang zur Welt des Bebop, einschließlich kostenlosem Unterricht in dieser neuen Musik. Gillespie kritzelte ihm Akkordfolgen auf Streichholzschachteln, während er sich bei Parker schon inspiriert fühlte, wenn der nur sein Instrument warm spielte. Als Davis eines Montags zur nächtlichen Jam Session in Winton's Pluvhouse erschien, luden ihn Diz und Bird zum Mitspielen ein und bald freundete er sich auch mit anderen jungen Musikern an: mit dem Posaunisten J. J. Johnson, dem Schlagzeuger Max Roach sowie dem exzentrisc­hen Pianisten und Komponisten Thelonious Monk, dessen Vorliebe für unerwartete Pausen in seinen Soli Davis besonders beeindruckte. All diese Aktivitäten schlugen ihn so in ihren Bann, dass ihm das Konservatorium mit der dort gelehrten klassischen Musik der Weißen allmählich immer mehr als musealer Ort vorkam. «In einer Session bei Minton's«, sagte er später, »konnte ich mehr lernen als in zwei Jahren an der Juilliard School …« Gleichwohl nutzte er vor seinem vorzeitigen Abgang die Zeit, Klavierstunden zu nehmen und sich im Spiel seines eigentlichen Instruments technisch zu vervollkommnen, mit Unterstützung der Trompeter der New Yorker Philharmoniker. Auch vertiefte er seine Kenntnisse in der europäischen musikalischen Tradition, vor allem in der Musiksprache moderner Komponisten, wie Prokofiev und Alban Berg. (Williams, Richard. Miles Davis. München, 1993. Derzeit leider vergriffen.)

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