Alle Jahre wieder werden Hamburgs Schulen von der Schulinspektion besucht, und es werden Befragungen aller Beteiligten sowie Unterrichtsbesuche durchgeführt. Nach ein paar Wochen werden dann die Ergebnisse in den jeweiligen Schulen vorgestellt und festgestellte Verbesserungsbedarfe mitgeteilt. Die Beurteilung jeder Schule ist im Internet nachzulesen.
Für die Gymnasien ist interessant, dass anscheinend generell (Binnen)Differenzierung und Individualisierung verbessert werden müssen, um eine wirklich gute Schule abgeben zu können. Grundlage ist in der Hauptsache der ebenfalls im Internet nachzulesende behördliche Orientierungsrahmen für Schulqualität, der Merkmale aufzählt, die eine gute Schule ausmachen.
Je höher die Klassenfrequenz angesetzt ist (an Gymnasien 28!), also je größer Schulklassen sind, und je inklusiver Schulklassen zusammengesetzt sind, desto eher werden natürlich Differenzierung und Individualisierung zu einem erkennbaren Problem. Da die vorgegebene Klassenfrequenz aber ein politisches Problem sei und keines, das pauschal Einfluss auf die Qualität von Unterricht habe, werden entsprechende Fortbildungsveranstaltungen des Lehrerinstituts angepriesen, was in humorvollen Lehrerkollegien gelegentlich für Belustigung sorgt. Auch in dem Beobachtungsbogen, den die Schulinspektion während ihrer Unterrichtsbesuche ausfüllt, ist die Klassenstärke nicht vermerkt, sie spielt keine Rolle. Klassen kleiner zu machen und zusätzliche Lehrkräfte einzustellen, um Stress im Klassenraum zu mindern, der Lehrkraft mehr Zeit und Beobachtungs- bzw. Wahrnehmungsmöglichkeit für einzelne Schülerinnen und Schüler zu geben und die Qualität von Schule auch in dieser Hinsicht gut sein zu lassen, ist zu teuer und somit kein relevantes Merkmal. Natürlich. Die Lehrer müssen einfach immer besser werden. In diesem Zusammenhang werden weder Schülerinnen und Schüler, noch Lehrer oder Eltern befragt.
Und sollen wir uns darüber freuen, dass nach neuester Berechnung die tatsächliche Klassenfrequenz nicht bei 28, sondern lediglich bei 27,8 liegt? Liebe Kinder, gebt schön Acht, es wird bald alles gut gemacht.
P.S. In Europa hat Deutschland zusammen mit Frankreich die größten Klassenstärken. Selbst der OECD-Mittelwert liegt bei 23.