Ein Gedanke von Paul Valery (1871-1945)

Die Vernunft, die Weisheit, die Wahrheit, etc. ... sind volkstümliche Gottheiten - von Nutzen für die Allgemeinheit -, die Idole der Anpassung erstens an die Dinge; zweitens an die öffentliche Meinung. Es gibt auch mindere göttliche Wesen: die Mode, den gesunden Menschenverstand, den Geschmack.

Was uns frei macht, ist die Erkenntnis, wer wir waren, was wir wurden; wo wir waren, wohinein wir geworfen wurden; wohin wir eilen, wovon wir erlöst werden; was Geburt ist und was Wiedergeburt.

Aus: Hubert Tellenbach. Geschmack und Atmosphäre. (1968)

In nahezu jeder Erfahrung unserer Sinne befindet sich ein Mehr, das unausgedrückt bleibt. Dieses Mehr, das über das Reale Faktische hinaus liegt, das wir aber ineins damit spüren, können wir das Atmosphärische nennen.

Der Theologe Gerd Theißen äußerte in einer Predigt folgende Idee:

[...] Im letzten Jahrhundert diskutierte man lange darüber, ob der Mensch von den Tieren abstammt oder nicht. Viele Theologen insistierten darauf, dass ein Verbindungsglied zwischen Primaten und homo sapiens bisher nicht nachgewiesen ist, das berühmte „missing link“. Heute haben wir aus vielerlei Gründen Schwierigkeiten, diese Diskussion zu verstehen. Ein Grund ist der: Wir erleben uns selbst als dies „missing link“, als Übergang zwischen aggressiven Raubtieren zu kooperativen Menschen. Ja, wir werden einräumen müssen, dass alles, was uns von den Tieren unterscheidet, oft nur unsere Aggressivität verstärkt und stabilisiert. Das gilt vor allem für unsere unheimliche Fähigkeit, mit intelligenten Gedanken zu rechtfertigen, warum man unter bestimmten Umständen andere Menschen totschlagen darf oder gar muss. [Die Kriege der letzten Jahrzehnte] zeigen: Alle guten Ideen, für die wir eintreten, können missbraucht werden, um andere totzuschlagen, um sie zu vertreiben, sie Hunger und Krankheit auszuliefern. Alle guten Ideen, auf denen wir unsere Hoffnung gebaut haben, können Hoffnungslosigkeit und Leiden zur Folge haben.
Gibt es trotzdem Hoffnung? [...]

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