Die Rückverfolgung gnostischer Motivik lässt sich als Suche nach der Geschichte einer universellen Idee auffassen, die der Ausgangspunkt eines gnostischen Empfindens und Denkens ist. In Annäherung an eine Definition der Gnosis lassen sich folgende Merkmale als die wesentlichen bestimmen:

  • Zwischen der jenseitigen Sphäre des Geistes und unfassbaren Gottes und dieser Welt des irdischen Daseins besteht ein wesenhafter Dualismus. Die Verbindung zwischen „Gott“ und Welt ist gelöst.
  • Das Selbst (Ich, Seele, Geist) des Gnostikers ist identisch und wesensgleich mit dem unveränderlich Göttlichen, dessen es ein Teil (Funke) ist.
  • Die Seele des Gnostikers ist nicht von dieser Welt, sondern in diese Welt (in den Körper) geraten oder gefallen und in ihr gefangen, betäubt und fremd, und das Band zwischen Mensch und Welt ist damit aufgehoben.
  • Die Befreiung oder Erlösung der Seele des Gnostikers zu ihrem Ursprung vollzieht sich in der Erkenntnis des eigenen Wesens, des unbewussten Selbst, und der eigenen Bestimmung, was zutiefinnerst gleichzeitig Gotteserkenntnis bedeutet, die oft durch einen Ruf aus der Welt des Lichtes initiiert wird.
  • Erlöst wird der oder die Einzelne, nicht eine Gemeinschaft oder ein Volk.
  • Gnostische Religiosität ist ein Phänomen individueller Intellektualität.

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