Nach Ernst Tugendhat bringt die Frage nach der Religion ein seelisches Bedürfnis und intellektuelle Redlichkeit in eine spannungsvolle Konstellation. Tugendhat glaubt, das Bedürfnis nach Götterglauben sei nicht nur ein kulturelles, sondern ein anthropologisches, und dass es aber für einen heutigen Manschen, wenn er sich nichts vormacht, nicht möglich ist, diesem Bedürfnis nachzugeben. Tugendhat sieht in dem Wunsch, etwas zu glauben, nicht nur einen unzureichenden Grund, sondern an und für sich einen Gegengrund, da eine Meinung, die nur auf einem Wunsch beruht, zur Realitätsverleugnung führt oder, wenn man dem Wunsch nachgibt, zur Halluzination. Der Glaube an Übersinnliches widerspricht der intellektuellen Redlichkeit.

Hunderte von Millionen glauben an Gott, da es so naheliegend ist, das Bedürfnis statt als Gegengrund als Grund anzusehen.

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