Aussagen aus dem Brevier des Chaos von Albert Caraco (1919-1971)

Die Musen haben die Erde verlassen, und die schönen Künste sind nun schon etliche Generationen tot, die Betrüger haben freie Bahn, und unglaublichere hat man noch nicht gesehen, aber das traurigste ist, dass die, die sich ihnen widersetzen, uns nichts, nichts als Gemeinplätze bieten. Unsere Städte sind Alpträume, ihre Bewohner beginnen, Termiten zu gleichen, alles, was gebaut wird, ist von einer ungeheuerlichen Häßlichkeit, und wir vermögen keine Tempel, keine Paläste und Grabmäler, weder Triumphplätze noch Amphitheater mehr zu erbauen. Auf Schritt und Tritt wird das Auge beleidigt, das Ohr betäubt und der Geruchssinn zur Verzweiflung getrieben, wir werden uns bald fragen: Wozu die Ordnung? [...] Unsere Sprachen entarten, die schönsten werden häßlich und die allgemeinverständlichsten unklar, die Poesie ist tot, die Prosa hat die Wahl zwischen Wirrheit und Gemeinplatz. Die Künste haben sich vor mehreren Generationen in Nichts aufgelöst, unsere angesehenen Künstler sind lediglich wie maßlose Taschenspieler, die die Zukunft verachten wird. Wir verstehen weder zu bauen, noch zu meißeln, noch zu malen, unsere Musik ist ein Greuel, und darum restaurieren wir die alten Kunstwerke, statt sie zu zerstören, und darum machen wir uns, ein doppeltes Eingeständnis unserer Ohnmacht, zu Bewahrern aller Stile.

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